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Akupunktur: Naturheilverfahren der TCM

Als Traditionelle Chinesische Medizin, auch verkürzt TCM, werden traditionelle Heilverfahren bezeichnet, die während der letzten 2500 Jahre in China entwickelt wurden. Hierzu gehören neben Naturheilverfahren wie der Akupunktur auch gesundheitserhaltende, also vorbeugende Praktiken. Basis der TCM ist das Qi, die im Körper fließende Lebensenergie. Für einen gesunden Körper muss das Qi ausgewogen sein, die Energie muss ungehindert fließen können. Ist dieser Fluss behindert, führt dies laut TCM zu Beschwerden und Krankheiten.

Die Leitbahnen des Qi, die sogenannten Meridiane, bilden in allem Lebenden ein Energienetzwerk. Zwölf Hauptmeridiane werden in Yin und Yang unterteilt, wobei die Yin-Meridiane an der Innen- bzw. Vorderseite des Körpers verlaufen, während sich die Yang-Meridiane an der Außen- bzw. Rückseite des Körpers befinden. Alle Meridiane sind miteinander verbunden. Auf ihnen befinden sich rund 400 Energiepunkte, die Akupunkturpunkte, denen eine bestimmte Funktion zugeordnet ist und die den Zugang zu den einzelnen Meridianen des Körpers bilden. Diese Punkte können im Rahmen einer Akupunktur mithilfe von sogenannten Akupunkturnadeln stimuliert werden.

Akupunktur

Was ist Akupunktur?

Körperliche Beschwerden und Krankheiten führt die Traditionelle Chinesische Medizin auf Blockaden des Energieflusses im Körper zurück. Ziel einer Akupunktur ist es, das Qi zu beeinflussen, also jene Energieblockaden durch die Stimulation der Akupunkturpunkte und der Meridiane zu lösen. Um die Energiepunkte anzuregen, werden spezielle Akupunkturnadeln an den betreffenden Stellen in die Haut gestochen und verbleiben dort etwa zehn bis dreißig Minuten. Durch das Einstechen der Nadeln werden im Rückenmark Reflexbögen aktiviert, die die Muskulatur auflockern, die inneren Organe entspannen und Schmerzen hemmen. Als weitere Funktionen der Akupunktur gelten beispielsweise die Durchblutungsförderung, der Einfluss auf Hormonkreisläufe und eine ausgleichende Wirkung im psychischen Bereich.

Wirkungsweise der Akupunktur

Die Wirkungsmechanismen von Naturheilverfahren wissenschaftlich zu erklären ist schwierig. Dennoch gibt es gerade zur Akupunktur umfangreiche Studien und Untersuchungen, die Thesen zur Wirksamkeit der Behandlung beinhalten:

  • Das Einstechen der Nadeln hat einen stimulierenden Reiz zur Folge, der im Gehirn stimmungsaufhellende und schmerzlindernde „Glückshormone“, die Endorphine, freisetzt.
  • Die Nadeln regen die Schmerznerven an, setzen an den Einstichstellen Botenstoffe frei und fördern dadurch die lokale Durchblutung.
  • Durch den Einsatz der Akupunkturnadeln wird das System der sogenannten diffusen Schmerzkontrolle aktiviert, d.h. durch das Auslösen des Schmerzreizes an einer Stelle wird die Schmerzempfindlichkeit des Körpers an anderer Stelle reduziert.
  • Auch Triggerpunkte können durch Akupunktur stimuliert werden, sodass sich Verhärtungen in der Muskulatur und in den Faszien lösen.
  • Durch ein umfassendes Nervenfasernetz sind Gehirn und innere Organe mit der Haut verbunden. Nervenreize auf der Haut können demzufolge auch die Organe positiv beeinflussen.

In den Studien der letzten Jahre finden sich Hinweise darauf, dass mit einer Akupunkturbehandlung bei einigen weit verbreiteten Beschwerden gute bis sehr gute Erfolge erzielt werden können.
Dazu gehören:

  • Chronische Kopf- und Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen
  • allergisches Asthma
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Heuschnupfen

 

Akupunktur

Ablauf einer Akupunkturbehandlung

Eine Akupunkturbehandlung ist bei Menschen jeden Alters möglich. Kinder und auch Patienten mit Angst vor Nadeln werden jedoch vorzugsweise mit der sanfteren Laserakupunktur behandelt, bei der statt Akupunkturnadeln schwache Laserlichtimpulse die Energiepunkte stimulieren. Eine Akupunktur in der Schwangerschaft ist ebenfalls möglich und kann diverse Beschwerden lindern. Dennoch ist bei Schwangeren Vorsicht geboten, da die Stimulierung einiger Punkte Wehen auslösen könnte. Grundsätzlich ist eine genaue Untersuchung und Beratung durch den behandelnden Arzt oder Akupunkteur sehr wichtig.

Vor einer Behandlung wird der Patient eingehend befragt und untersucht, um die Krankengeschichte im Vorfeld genau abzuklären. Die daraus resultierende Diagnose bildet dann die Basis für die Auswahl der Akupunkturpunkte und den Behandlungsumfang. In den meisten Fällen werden ein bis zwei Behandlungsserien mit je zehn bis zwölf Behandlungen gewählt.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Akupunktur ist eine größtmögliche Entspannung während der Therapie. Diese findet idealerweise im Liegen statt. Bei den gängigen Akupunkturnadeln handelt es sich, anders als bei der traditionellen Behandlung der TCM, die mit wiederverwendbaren Gold-, Silber- oder Stahlnadeln durchgeführt wird, um sterile Einmalnadeln. Diese sind bis zu 10 Zentimeter lang, 0,2 bis 0,4 Millimeter dick und mit einem speziellen Schliff versehen, der eine sehr schmerzarme bis völlig schmerzfreie Behandlung möglich macht. Je nach körperlicher Verfassung und Wohlbefinden des Patienten werden ca. zehn bis zwanzig Nadeln in die Haut gesetzt, die dort zehn bis dreißig Minuten bleiben.

Ein leichtes Taubheits- oder Schweregefühl, dezentes Kribbeln sowie Wärme oder Kälte an den Einstichpunkten sind völlig normal und Indikatoren dafür, dass die Nadeln korrekt sitzen. Bei einer Akupunkturtherapie aufgrund akuter Schmerzen oder Stress ist der Behandlungserfolg oft unmittelbar oder nach wenigen Minuten bis Stunden spürbar. Die Behandlung chronischer oder komplexer Beschwerden kann unter Umständen erst nach einigen Sitzungen Erfolge aufweisen.

Nebenwirkungen sind sehr selten und nicht schwerwiegend, am häufigsten wurden leichte Rötungen oder Blutungen an der Einstichstelle beobachtet, gelegentlich ist ein leichter Bluterguss möglich. Durch die Verwendung der sterilen Einmalnadeln sind Entzündungen äußerst selten.

 

Ohrapunktur als Sonderform der klassischen Akupunktur

Die Ohrapunktur ist eine spezielle Form der klassischen Akupunktur und beschränkt sich, wie der Name schon vermuten lässt, auf ein bestimmtes Areal des Körpers: Die Akupunkturpunkte am Ohr. Das Ohr gilt, wie auch beispielsweise Hand oder Fuß, als Mikrosystem.

Entwickelt wurde die Ohrapunktur von dem französischen Arzt Paul Nogier. Er ging davon aus, dass sich auf der Ohrmuschel eine ganze Reihe von Energiepunkten befindet, die einen festen Bezug zu verschiedenen Körperfunktionen bzw. eine direkte Verbindung zum Strukturgeflecht des zentralen Nervensystems, zum Beispiel zum Trigeminusnerv, haben. Ähnlich wie bei der klassischen Akupunkturbehandlung gilt auch hier die These, dass Botenstoffe durch die Reizung freigesetzt werden. Da sich die Ohren in unmittelbarer Nähe des Gehirns befinden, werden die Signale der Stimulation sehr schnell und auf kurzem Wege weitergeleitet.

Man geht davon aus, dass für jedes Organ im Körper ein bestimmter Punkt im Ohr zuständig ist, sozusagen also ein unsichtbares Abbild des gesamten Körpers in der Ohrmuschel versteckt ist. Ein solcher Reaktionspunkt im Ohr soll auffindbar und stimulierbar sein, wenn im zugehörigen Organ eine Störung vorliegt. In diesem Fall beginnt der entsprechende Reaktionspunkt im Ohr zu schmerzen und ermöglicht auf diese Weise das Auffinden einer Funktionsstörung im Körper. Diese schmerzenden Ohrpunkte können dann durch die Ohrapunktur behandelt werden.

Bei verschiedenen Beschwerden kann die Ohrapunktur als Therapie eingesetzt werden, so zum Beispiel bei der Raucherentwöhnung, bei Allergien (insbesondere Heuschnupfen), Nervenschmerzen oder Prüfungsangst.

 

Ohrapunktur
Akupunkturpunkte Ohr